Die Nabelschnur ist während der Schwangerschaft der Verbindungskanal zwischen dem Baby und der Placenta der Mutter. Durch sie wird das Baby mit allen wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Je nachdem wie die Mutter sich ernährt, welche Emotionen sie hat oder Stress erfährt wird dies über die Nabelschnur an das Baby weitergegeben.
Bei der Geburt leisten Mutter und Baby Hochleistung. Direkt nach der Geburt bleibt die Verbindung zur Placenta noch bestehen und das Baby erhält zusätzlich zu seiner eigenen beginnenden Atmung noch Sauerstoff und Nährstoffe. Die Nabelschnur pulsiert! Die Zeit solange die Nabelschnur pulsiert nennt man plazentale Transfusion. Diese unterstützt das Neugeborene durch einen schnellen Anstieg der Blutmenge die zu den Lungen transportiert wird und öffnet die Lungen. Nach einigen Minuten (zwischen 3-30 Minuten) ist alles Blut aus der Plazenta beim Baby angekommen und die Nabelschnur beginnt zu verkleben. Durch die doppelte Arbeit von eigener Atmung und zusätzlicher Versorgung ist das Baby schneller stabil im Kreislauf und Atmung.
In vielen Fällen wird nach wenigen Sekunden bis eine Minute die Nabelschnur mit Klemmen versehen und es wird „abgenabelt“. Die extra Portion Sauerstoff und Nährstoffe steht dem Baby nicht mehr zur Verfügung.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte mit dem Durchtrennen der Nabelschnur mindestens drei Minuten gewartet werden, wenn kein Notfall besteht.
Wartet man, bis die Nabelschnur auspulsiert ist, gibt es folgende Vorteile:
- ein erhöhten Eisenwert und damit seltener Eisenmangel. Das wirkt sich auf bis zu 6 Monate nach der Geburt aus
- mehr Sauerstoff, Mineralstoffe, Nährstoffe, Blutzellen und Immunzellen. Dadurch kommt es seltener zu einer Anämie
- durch den Erhalt des vollen Blutvolumens kommt es zu einem höheren Geburtsgewicht
- positives Auswirken auf die Feinmotorik und soziale Fähigkeit bis 4 Jahre nach der Geburt
- verbessertes Ablösen der Placenta
- Vorbeugung von Hirnblutungen und Infektionen
Das frühe Abnabeln stört den natürlichen Verlauf der Geburt. Dies ist die Meinung von Dr. Sven Hildebrandt, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Für ihn bedeutet das Auspulsieren lassen der Nabelschnur eine Sauerstoffressource für das Baby bis die Atmung stabil ist. Ist die Nabelschnur auspulsiert, geht er davon aus, dass Signale an die Placenta gegeben werden, damit diese sich lösen kann.
Es gibt zudem die Möglichkeit, die Nabelschnur und Placenta so lange mit dem Kind verbunden zu lassen, bis sich diese von alleine löst. Das nennt man eine Lotusgeburt.
So ist es eine wichtige Frage, sich im Vorfeld damit zu beschäftigen und egal, wo man die Geburt plant, nach frägt, wie es gehandhabt wird.