Eine Schwangerschaft ist etwas wundervolles und unglaublich faszinierend. Der Körper der werdenden Mutter passt sich Woche für Woche dem immer größer werdenden Baby an und reagiert dabei immer bestmöglich auf die anstehenden Veränderungen. Nichtsdestotrotz, und jede Schwangere kennt das: Die körperlichen Anpassungsprozesse sind nicht immer nur angenehm. „Schuld“ daran ist eine verstärkte Hormonausschüttung, die die werdende Mutter in äußerlichen und innerlichen Prozessen beeinflusst.
Durch das Wachstum des Babys erhöht sich außerdem der Druck auf Organe, Blutgefäße, Lymphbahnen und Beckenboden. Die Körperstatik verändert sich und es kann zu verschiedenen Kompensationen mit folgenden Symptomen kommen:
- Übelkeit
- Atemnot
- Sodbrennen
- Müdigkeit
- Rückenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schmerzen an der Symphyse
- Kreislaufprobleme
Wie Osteopathie in der Schwangerschaft helfen kann
Im Idealfall startet eine osteopathische Begleitung sogar schon vor der Schwangerschaft, um vor allem das Becken auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Die Durchblutung der Gebärmutter und das Hormonsystem werden unterstützt bzw. ausgeglichen und umliegende innere Organe können von Dysfunktionen befreit werden.
Während der Schwangerschaft liegt der Schwerpunkt einer osteopathischen Behandlung darin, die werdende Mutter bei den auftretenden Veränderungen zu unterstützen und so mögliche schwangerschaftsbedingte Beschwerden zu lindern. Oft wird dabei am Becken gearbeitet, um hier Dysfunktionen zu lösen und den Beckenring bei der Erweiterung beschwerdefrei zu halten. Auch Bänder und Muskeln haben Einfluss auf die Schwangerschaft und können die Lage des Kindes beeinflussen. Spannungen in diesem Bereich können dazu führen, dass sich das Baby eine für die Geburt nicht ganz optimale Position aussucht, zum Beispiel eine Beckenendlage. Durch sanftes Lösen dieser Spannungen entsteht mehr Platz und das Baby kann sich wenden oder tiefer ins Becken absenken. Auch Rückenschmerzen und weitere Symptome können durch eine osteopathische Behandlung abgemildert werden oder sogar verschwinden. Der Kreislauf wird unterstützt, um den venösen Rückfluss zu fördern und damit Wassereinlagerung zu verhindern. Der Darm, der in der Schwangerschaft oft träge wird, kann mobilisiert werden. Ebenfalls kann das Zwerchfell befreit werden, so dass der werdenden Mutter das Atmen (wieder) leichter fällt – was vor allem am Ende der Schwangerschaft eine große Unterstützung ist. Und nicht zuletzt wird die Schwangere auch auf emotionaler Ebene begleitet, so dass mögliche Sorgen und Ängste gelöst werden können und sich nicht im Körper festsetzten.
In der Zeit direkt vor der Geburt kann man zusätzlich die Öffnung des Beckens unterstützen und die Schwangere auch mental für die Geburt stärken.
Was du selbst tun kannst: Tipps für Zuhause
1. Nimm dir Zeit zum Atmen
Durch den Sauerstoff versorgen wir den Körper. In der Schwangerschaft erhöht sich der Bedarf, daher ist es von großer Bedeutung, dass sich die Schwangere Zeit nimmt, um tief zu atmen. Überhaupt atmen hierzulande die meisten Menschen viel zu flach, die Zeit der Schwangerschaft bietet also auch eine wunderbare Gelegenheit, sich grundsätzlich eine bessere Atemtechnik anzugewöhnen. Nimm dir deswegen im Alltag einfach immer mal wieder kurz Zeit, um innezuhalten und dich ganz auf deine Atmung zu konzentrieren. Atme tief in deinen Bauch hinein, direkt zu deinem Baby, und gründlich wieder aus. Dabei kannst du deinem Baby auch liebevolle Gedanken schicken und dich mit ihm verbinden. Diese Miniauszeiten mitten im Wirbel unserer vielen täglichen Aufgaben sind ein Segen für Mutter und Kind!
2. Lockere deine Faszien
Bei vielen Schwangeren kommt es im Bereich der Fascia thorakolumbalis, einer sehr großen Faszie am Rücken, zu Einschränkungen. Sie verklebt regelrecht, ist minderdurchblutet und bereitet dann nicht selten Beschwerden.
Eine sehr wirkungsvolle Methode, um zu Hause selbst die Faszien zu lösen, ist die regelmäßige Massage mithilfe eines Peelinghandschuhs oder einer Peelingbürste. Unter einer warmen Dusche kann diese gute eingesetzt werden und hat eine tiefe Wirkung auf Faszien und Muskeln. Und so geht’s: Einfach warme Dusche an und mit dem Handschuh/der Bürste oder ähnlichem kreuz und quer über den Rücken fahren. Meistens weiß die Schwangere selbst sehr genau, wieviel ok ist. Bei regelmäßiger Anwendung können so auch Rückenschmerzen gelindert werden.
3. Nutze die tiefe Hocke
Die tiefe Hocke ist eine tolle Übung für die Lendenwirbelsäule und die Füße. Sie hilft bei Rückenschmerzen und bereitet das Becken auf die Geburt vor. Sie macht beweglicher und ist sogar unter der Geburt, vor allem in der letzten Phase, eine hervorragende Geburtsposition. Jedoch muss sie ein bisschen trainiert werden, damit auch ein längeres Verweilen in dieser Position angenehm ist.
Und so geht es:
Die Füße sind ganz auf dem Boden, etwas breiter auseinander als das Becken und leicht nach außen gerichtet
Gehe nun mit deinem Po Richtung Boden, die Fersen bleiben dabei fest auf dem Boden
Die Knie sollten etwa so weit auseinander sein wie die Füße
Der Rücken ist gerade
Wenn du möchtest, legst du die Hände aneinander, die Ellenbogen sind dabei an den Innenseiten der Oberschenkel.
Achtung: Die tiefe Hocke sollte nicht unter Schmerzen durchgeführt werden, ebenso bei vorzeitigen Wehen oder bei Babys, die nach der 30. Woche noch nicht in der bevorzugten Geburtsposition sind, also zum Beispiel in Beckenendlage liegen!